Kölner Lichter 2007

Colonia ab urbe condita

Bilder aus der Geschichte Kölns

Symphonische Dichtung für großes Orchester
komponiert zum Feuerwerk Kölner Lichter 2007
von Günter Hässy op. 164

 


Die Musik zeichnet ausgesuchte historische Ereignisse, welche die Stadt Köln betreffen. Das Stück beginnt mit einer Einleitung, die die Lebensfreude der Menschen am Rheinstrom widerspiegelt.

 

Als erste geschichtliche Episode wendet sich die Musik der Römerzeit zu. Sie besteht aus einem Thema, das aus den komponierbaren Buchstaben des Namens der römischen Pflanzstadt Colonia Claudia Ara Agrippinensis ACE gebildet ist, die einen a-moll Dreiklang bilden.

 

Sie stellt dar, wie sich eine römische Legion mit Luren, Trommeln und Fanfaren nähert, am Betrachter vorbeizieht, sich entfernt und in den Toren der Pflanzstadt Colonia Claudia Ara Agrippinensis verschwindet.

Das Rheinthema, dargestellt durch eine bukolische Schalmeyen-Melodie, beschreibt nicht nur den Fluss des Wassers, sondern zugleich auch den der Zeit. Durch diesen Kunstgriff werden in der Phantasie Jahrhunderte übersprungen, die uns zu den wichtigen geschichtlichen Ereignissen führt.

 

Da ist zunächst die Überführung der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln durch Reinhard von Dassel, der auf den Grundmauern des alten Hildebolddomes ein neues, prächtigeres Bauwerk errichten wollte.

 

Nach den Klängen des Chorals: "Es führt drei Könige Gottes Hand" ... nehmen wir unmittelbar an der Grundsteinlegung des Domes teil, die mit Glockentönen und dem gregorianischen Choral: Ite missa est - deo gratias zelebriert wird. Wir schreiben das Jahr 1248.

 

 

Der Domszene schließt sich ein mittelalterliches Volksfest an. Mit alten Instrumenten werden die Tanzenden begleitet. Die Melodien der Spielleute und des Rheinstromes vermischen sich und führen uns in die letzten Jahre des 18. Jahrhunderts.

 

 

 

Zu den Klängen der Marseillaise strecken die Franzosen 1784 unter Napoleons Führung ihre Hand nach dem Rheinland aus. Als sich die französischen Soldaten dem Hahnentor näherten und die ersten scharfen Schüsse auf die Kölner Stadtsoldaten richteten, sollen diese laut gerufen haben: "Ihr künnt doch nit scheeße, he stonn doch Minsche!"

 

 

 

Das Kölner Naturell mit seinem angeborenen Sinn für Freiheit, Toleranz und Humor machen den französischen Besatzern das Leben in Köln schwer. Obrigkeiten wie diese wurden von den Kölner Bürgern selten ernst genommen und in diesem Fall sogar humorvoll "veräppelt". Aus den Stadtsoldaten entwickeln sich 1823 die Roten Funken. Diese Episode wird musikalisch angedeutet, in dem der Marsch der Funken schamlos die Marseillaise unterbricht.

 

 

Im weiteren Verlauf gibt es eine Reminiszenz an einen großen Musiker, der aus Köln seinen Weg in die Welt gemacht hat; Jacques Offenbach, der eigentlich Jakob Offenbach hieß und Sohn eines jüdischen Kantors in Köln war. 1852 geht in Paris zum erstenmal sein "Orpheus in der Unterwelt" mit dem berühmten Cancan über die Bretter, die die Welt bedeuten.

 

Unser Zeitenstrom bringt uns nun in das Jahr 1880: Die Vollendung des Kölner Domes.
Die Einweihung erfolgt unter den Klängen des Chorals: "Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land" und mündet in den Jubilus: "Gott wir loben dich". Feierliche Musik beendet dieses Schauspiel.

 

 


Dann wird der Bombenangriff 1945 der englischen und amerikanischen Bomber auf die Zivilbevölkerung der Stadt Köln geschildert: Das Aufbellen der Flak, die Motorengeräusche, die Sirenen und schließlich das Pfeifen der abgeworfenen Bomben. Das Thema der römischen Stadt erklingt noch einmal als verzweifelter Aufschrei, bevor die Bomben der Rheinmetropole den Todesstoß versetzen. Im Motorenlärm verstecken sich die englische und amerikanische Nationalhymne.

 

Mit dem Wegflug der Maschinen bleibt eine total zerbombte, brennende Wüste zurück. In der Pauke ertönt das teuflische Intervall: der Tritonus, darüber eine klagende Melodie des Englischhorns. Sie mündet in eine Vision von Helligkeit und Hoffnung, für die eine kölsche Hymne steht.

 

 

Über die Freude, dass der Dom noch steht, kommen die optimistischen, humorvollen Einwohner Kölns wieder zurück. Sie nannten sich die "Eingeborenen von Trizonesien"
(Köln war in drei Zonen eingeteilt).

 

 

Die Kölner fahren mit dem "Müllemer Böötchen" - notgedrungen - denn es gab zu dieser Zeit außer den später errichteten Behelfsbrücken keine Möglichkeiten mehr, den Rhein zu überqueren. Dabei stellte der Ausruf: "Hei...dewitzka" die Verballhomung des nationalsozialistischen Grußes dar. Alle diese Melodien werden an dieser Stelle als Zitate von Liedern Karl Berbuers musikalisch verarbeitet.

 

Humor und Optimismus der Kölner lässt sie bald wieder Karneval feiern. Das zeigen sie auch öffentlich in den ersten Rosenmontagsumzügen kurz nach dem Kriegsende. Somit kehren auch die alten Karnevalsmelodien der Vorkriegszeit in die Kehlen der Kölner zurück.

Es entstehen neue Gruppen, die der kölschen Musik neue Impulse geben und bekannte Songzitate von den Bläck Fööss, BAP und Brings sind in der Folge hier zu hören.

 

 Das Finale greift das Thema der römischen Stadt erneut auf und wendet es ins strahlende A-Dur. In dieses Thema fließt die Rheinmelodie ein, die sich zu einer Symbiose mit der Stadtmelodie vereinigt. Hiermit kommt zum Ausdruck:

"Es lebe Köln."
>> VIVA COLONIA <<